Reißbach schützt natürlich vor Hochwasser

Das Hochwasser 2024 zeigte, wie effektiv der Reißbach mit seinen angrenzenden Wiesen als funktionierendes Ökosystem wirkt.

© Luftaufnahme Reißbach nach Starkregen, Wiese und Umgebung steht unter Wasser
Das Hochwasser im Herbst 2024 wurde durch den Bach abgepuffert.
  • Zusammenfassung: Wertvoller Retentionsraum für Starkregenereignisse wurde 2024 unter Beweis gestellt. Verschiedene Akteure arbeiten eng zusammen, um Gebiet rund um den unregulierten Bach zu schützen, und auf seine wertvollen Funktionen aufmerksam zu machen.
  • Ziel: Erhalt und Förderung der Biodiversität und positiven Wirkungen, Aufmerksamkeit der Bevölkerung erwecken.
  • Projektlaufzeit: seit 2021 verschiedene, laufende Maßnahmen
  • Finanzierung: Land NÖ Schutzgebietsbetreuung, KLAR! Waldviertel Nord, Agrarumweltprogramm (ÖPUL)
  • Beteiligte: Gemeinden, KLAR! Waldviertel Nord, Naturschutzbund, Waldviertelbahn, BMLUK, Mitwirkung von der eNu (Zonierung), Schutzgebietsbetreuung NÖ

Der Reißbach ist ein wertvolles Feuchtgebiet, dessen Retentionsfunktion und Biodiversität durch Zonierung, Wiederherstellung und extensive Bewirtschaftung langfristig gesichert werden.

Artenvielfalt und Hochwasserschutz

Die Feuchtwiesen um den Reißbach bei Gopprechts (Gemeinde Litschau) erfüllen eine wichtige Funktion für den Hochwasserschutz. Bei Starkregenereignissen wirken sie wie ein natürliches Rückhaltebecken: Das Wasser wird durch den unregulierten Flusslauf gebremst, verteilt sich in der Fläche und kann langsam versickern. Dadurch bleibt Wasser in der Landschaft und Überschwemmungen in Wohngebieten werden vermieden. Diese Wirkung wurde beim Hochwasser 2024 deutlich bewiesen.

Bewirtschaftung, die Feuchtwiesen gedeihen lässt

Wenn Feuchtwiesen nicht ausreichend bewirtschaftet werden und brach liegen, führt das zu einer Verarmung der Vegetation. Dies schadet der Biodiversität des Schutzgebiets und reduziert die Retentionsfähigkeit der Fläche.

Daher entwickelte die Schutzgebietskoordination Waldviertel eine Zonierung, um den Artenbestand zu erheben und und passende Pflegemaßnahmen zu bestimmen. Viele Akteure des Landes und der Region arbeiten eng zusammen und bündeln ihre Kräfte, um das Pflegekonzept umzusetzen und die Wirkung der Retentionsflächen zu erhalten. Das ÖPUL Programm vergütet etliche Maßnahmen, die die landwirtschaftlichen Betriebe der Region übernehmen. So wurden ausgewiesene Flächen gemulcht und Unebenheiten ausgeglichen, um die zukünftige Bewirtschaftung zu erleichtern und eine gleichmäßige Wasserführung zu ermöglichen.

Zu den wichtigsten Pflanzenarten, die hier vorkommen, gehört der Wiesenknopf. Er sichert das Überleben der inzwischen schon sehr selten vorkommenden hellen und dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulinge. Aus diesem Grund wird der Große Wiesenknopf in den Pflegemaßnahmen besonders mitgedacht, da er als Wirtspflanze für diese geschützten Schmetterlingsarten von großer Bedeutung ist.

Wissen teilen – Natur stärken

Die Zukunftswerkstatt Reißbach wurde von der KLAR! Waldviertel Nord ins Leben gerufen. Ziel ist es alle Akteure an einen Tisch zu bringen und sich regelmäßig auszutauschen, um das Gebiet rund um den Reißbach langfristig zu sichern. Die erste Veranstaltung fand mit Naturschutzexpertinnen und -experten statt, weitere Termine mit Landwirtschaft, Fischerei und Bevölkerung werden regelmäßig stattfinden.

Die gemeinsame Vision für das Gebiet soll Aufmerksamkeit erregen. Viele Leute kennen den Reißbach, sind sich aber nicht im Klaren, welch wichtige, wertvolle Naturflächen sie vor sich haben. Der Erhalt dieser natürlichen Retentionsräume und deren Akzeptanz sind auch zentrale Bausteine im Umgang mit den Folgen des Klimawandels. Ein ökologisch schonend gestalteter Lehrpfad mit digitalen Medien greift die Themen Feuchtwiesen, bedrohte Arten, die Auswirkungen von Pflegemaßnahmen sowie die Bedeutung von Retentionsflächen auf. Die Waldviertelbahn, die direkt am Reißbach entlang fährt, macht mit Schautafeln darauf aufmerksam.

Eine „G’stettn“ mit Mehrwert

Vizebürgermeister Johannes Heißenberger ist überzeugt: „Seit ich 2021 auf die Besonderheit dieses Gebiets aufmerksam wurde, ist daraus ein echtes Herzensprojekt entstanden. Das Hochwasser 2024 hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig der Reißbach mit seinen angrenzenden Wiesen für uns ist. Der Erhalt dieses Ökosystems ist uns ein Anliegen, damit wir auch in Zukunft von dessen Ökosystemleistungen profitieren können. Durch die enge Zusammenarbeit, die über die letzten Jahre entstanden ist, bündeln wir unsere Kräfte und wissen bei Fragen oder Problemen fachkundige Expertinnen und Experten an unserer Seite.“

© Tafel mit Tieren und Pflanzen die zu finden sind am Reißbach
Die Informationstafel lädt ein zum digitalen Lehrpfad.
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