Trinkwasserversorgung in Niederösterreich

Die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere lang andauernde Trockenperioden, bergen Herausforderungen für die Trinkwasserversorgung in Niederösterreich.

© Hände fangen Wasser auf
Trinkwasser ist unser höchstes Gut.

Steigende Temperaturen und Versiegelung führen zu verstärkter Wasserverdunstung und einem Absinken des Grund­wasser­spiegels, wodurch Gebiete wie das mittlere Waldviertel und die Bucklige Welt gefährdet sind.

Schutz der Grundwasservorkommen

Jede Person in Niederösterreich verbraucht im Durchschnitt 135 Liter Wasser am Tag, was einen Gesamt­bedarf von 210 Millionen Litern pro Tag ergibt.

© Wasserverbrauch in NÖ liegt bei 316 Mio. m3/Jahr - ein Großteil davon wird von Haushalten (38%), Industrie und Gewerbe (26%) benötigt, 17% für Landwirtschaft.
Der Wasserverbrauch in Niederösterreich muss an die zukünftigen Bedingungen angepasst werden.

Die übermäßige Entnahme von Wasser und die Belastung durch Schadstoffe können sowohl die Menge als auch die Qualität des Grundwassers kurz- bis langfristig erheblich beeinträchtigen. Die Gefahren für das Grundwasser resultieren vor allem aus zu hohen Entnahmeraten, verstärkter Versiegelung, unzu­reichenden Retentionsräumen an Oberflächengewässern sowie dem Eintrag von Nitrat und Pflanzen­schutz­mitteln. Diese Faktoren stellen eine ernste Bedrohung für den gesamten Wasserkreislauf dar.

© Ein durchlässiger Boden lässt Wasser versickern, verdunsten und reichert das Grundwasser an.
Durchlässiger Boden reduziert Oberflächenabfluss und entlastet das Kanalsystem. Wasser kann aufgenommen und damit das Grundwasser angereichert werden.

Sicherung von Qualität und Quantität des Wassers

Mithilfe von gemeinsamen lokalen Abkommen mit der Landwirtschaft kann der Eintrag von Pflanzen­schutzmitteln bzw. Düngemitteln reduziert werden. Erosionsschutz durch Hecken und die richtige Bewirtschaftung spielen eine wichtige Rolle.

Wenn der Versiegelungsgrad in der Gemeinde erfasst wird, können im nächsten Schritt Gebiete zur Ent­siegel­ung ausgewiesen werden. Das Sanieren bestehender Altlasten und Verdachts­flächen ist unbedingt notwendig, um Eintragungen ins Grundwasser zu vermeiden.

Retentionsräume dienen dazu, Oberflächengewässer zu sammeln und zu speichern und sollten nach Möglichkeit erweitert werden. Ebenso ist es wichtig, bestehende Feuchtgebiete zu schützen und zu vergrößern.

Diese Maßnahmen fördern die nachhaltige Wasser­nutzung, können das Grundwasser anreichern und die Auswirkungen von Starkregenereignissen und Trockenperioden abmildern.

Sorgfältiger Umgang mit Ressource Wasser

Bedarfsabschätzungen für den Trinkwasserverbrauch unter Berücksichtigung des sich ändernden Klimas geben Überblick, und sind für Informationsveranstaltungen ein aussagekräftiges Instrument. Wasser­ein­sparung­spotenziale und ressourcenschonenden Umgang mit dem knappen Gut kann durch Ver­anstalt­ung­en und Schulungen gemeinsam mit der Bevölkerung erarbeitet werden. Die Nutzung von anfallendem Regenwasser für Be­wässerungs­zwecke sollte dabei selbstverständlich sein. Die Gemeinde sollte hierbei mit gutem Beispiel voran gehen, und den Wasser- und Ressourcenverbrauch in öffentlichen Einrichtungen nachweislich reduzieren. Das Trinkwasserversorgungsnetz sollte regelmäßig überprüft werden, um etwaige Verlustraten zu minimieren.

Maßnahmen für nachhaltige Trinkwasserversorgung

Um eine nachhaltige Trinkwasserversorgung zu gewährleisten, empfehlen wir folgende Maßnahmen für Gemeinden:

  1. Regelmäßige Überprüfung von Wasserversorgungseinrichtungen: Identifizieren Sie Leckagen und beheben Sie sie rechtzeitig, um Wasserverluste zu minimieren.
  2. Beratung zur Trinkwassersituation: Nutzen Sie die Beratungsangebote des Landes NÖ, um die Trinkwassersituation in Ihrer Gemeinde zu analysieren und geeignete Maßnahmen zu planen.
  3. Erschließung neuer Wasserspender: In gefährdeten Gebieten sollten neue Quellen erschlossen oder Verbindungsleitungen zu Nachbargemeinden sichergestellt werden, um die Wasserversorgung zu stabilisieren.
  4. Information über Wassersparmaßnahmen: Im Falle von Trinkwassermangel informieren Sie die Bevölkerung aktiv über effizientes Wassersparen, um Ressourcen zu schonen.

Trinkwasserqualität prüfen und kommunizieren

Trinkwasser muss in Österreich den strengen Vorgaben der Trinkwasserverordnung entsprechen. Alle Wasser­versorger, einschließlich zahlreiche Gemeinden, lassen ihr Trinkwasser von akkreditierten Laboren begutachten. Einmal jährlich informieren sie die Abnehmerinnen und Abnehmer über die aktuelle Wasser­qualität, sei es durch die Wasserrechnung, Informationsblätter, die Gemeindezeitung oder die Webseite des Infoportals Trinkwasser.

Um diese Standards sicherzustellen, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Regelmäßige technische Überprüfung der Anlagen: Gewährleisten Sie den einwandfreien Zustand Ihrer Wasserversorgungsanlagen durch regelmäßige technische Inspektionen.
  • Fortlaufende Weiterbildung des Personals: Sorgen Sie dafür, dass das verantwortliche Personal stets auf dem neuesten Wissensstand ist, um potenzielle Probleme proaktiv anzugehen.
  • Analyse von Jahresreihen und Mengenaufzeichnungen: Erkennen Sie potenzielle Probleme in Bezug auf Wasserqualität und -quantität durch die Analyse von Jahresreihen der Befunde sowie der Mengenaufzeichnungen zusammen mit dem Fachpersonal.
  • Sensibilisierung für hygienische Probleme: Achten Sie darauf, dass nicht erlaubte Verbindungen von Trinkwasserleitungen und Brauchwassersystemen vermieden werden, um hygienischen Problemen vorzubeugen.

Im Falle von Grenzwertüberschreitungen bei Laboruntersuchungen benachrichtigt das Labor den Anlagen­betreiber unverzüglich. Dieser muss sowohl die zuständige Behörde als auch die Abnehmerinnen und Abnehmer umgehend informieren. Innerhalb von 30 Tagen sind geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Wasserqualität wiederherzustellen.

Vorgehen bei Grenzwertüberschreitungen

Die Information der Bevölkerung hat oberste Priorität, insbesondere bei Grenzwertüberschreitungen nach Laboruntersuchungen. Hierbei sind klare Angaben zu den betroffenen Stoffen sowie etwaigen Vorsichts­maßnahmen, der voraussichtlichen Dauer und Art der Entwarnung zu machen. Das kann bedeuten, dass man das Wasser vorübergehend abkochen muss oder es bestimmte Nutzungseinschränkungen gibt.

Die rasche und flächendeckende Weitergabe dieser Informationen an die Bevölkerung ist essenziell. Direkte Haushaltsauslieferungen, Lautsprecherdurchsagen im Gemeindegebiet oder öffentliche Aushänge sind effektive Wege, um sicherzustellen, dass die Informationen zeitnah und umfassend ankommen. Orientierung bieten die Vorlagen aus den NÖ Wasserversorgerschulungen der eNu für eine gute Umsetzung.