Schutzgebiete für die Vielfalt
Niederösterreichs Schutzgebiete sichern wertvolle Lebensräume und wichtige Rückzugsorte, bewahren Artenvielfalt und bieten Erholungssuchenden Platz. Ein Überblick von Natura 2000 bis zu den Naturparken des Landes.
In den Schutzgebieten werden gezielte Maßnahmen umgesetzt, um den Erhaltungszustand wertvoller Lebensräume und geschützter Arten zu sichern und zu verbessern. Als größtes Schutzgebietsnetzwerk der Welt umfasst Natura2000 der Europäischen Union mehr als 27.000 Gebiete. Die Basis dafür bilden die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) und die Vogelschutz-Richtlinie (VS-Richtlinie) zum Erhalt geschützter Lebensräume und Arten.
Mit dem EU-Beitritt hat sich Österreich zur Umsetzung dieser Richtlinien verpflichtet. Deshalb werden die Natura-2000-Gebiete in Niederösterreich auch Europaschutzgebiete genannt. Insgesamt 36 Gebiete sind als solche ausgewiesen, davon 20 nach der FFH- und 16 nach der Vogelschutzrichtlinie. Gemeinsam nehmen sie rund 23 % der Landesfläche ein.
Bestehende Nutzungen durch Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei können weiterhin durchgeführt werden, sofern sie zur positiven Entwicklung des Gebiets beitragen. Auch Freizeit- und Tourismusangebote sind möglich, solange sie die geschützten Lebensräume und Arten nicht beeinträchtigen. Projekte, die jedoch erhebliche Auswirkungen auf ein Europaschutzgebiet haben könnten, benötigen eine behördliche Genehmigung.
Schutzgebiete betreuen, pflegen, fördern
Niederösterreichs Europaschutzgebiete werden im Auftrag der Naturschutzabteilung des Landes fachlich von Schutzgebietsbetreuerinnen und -betreuern begleitet. Sie sind direkt vor Ort tätig und arbeiten eng mit Gemeinden, Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern sowie weiteren lokalen Partnerinnen und Partnern zusammen. Für die Vernetzung der regionalen Schutzgebietsbetreuenden zeichnet die Koordinationsstelle Schutzgebietsbetreuung, angesiedelt bei der Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich (eNu) verantwortlich. Sie bearbeitet übergreifende Themen, initiiert landesweite Projekte – etwa Freiwilligenmonitorings – und kümmert sich um unbetreute Gebiete.
Darüber hinaus fungiert die Koordinationsstelle als zentrale Anlaufstelle für alle Interessierten, die Fragen zum Schutzgebietsnetzwerk oder zur Betreuung haben. Bei konkreten Anliegen stellt sie den Kontakt zur zuständigen Schutzgebietsbetreuung vor Ort her.
Mitmachen und Mitgestalten im Naturschutz
Gemeinden und engagierte Bürgerinnen und Bürger können aktiv zum Schutz der Natur beitragen. Ein Beispiel ist das Freiwilligenmonitoring von Kuhschellen und Orchideen in Niederösterreich, das wertvolle Daten für den Erhalt dieser seltenen Pflanzen liefert. Darüber hinaus bietet die Schutzgebietsbetreuung Landschaftspflegeeinsätze für Schulen, Betriebe und die Öffentlichkeit an, ergänzt durch Workshops, Exkursionen und Online-Seminare.
Für Gemeinden in Europaschutzgebieten gibt es zudem sogenannte „Gemeindebausteine“. Dieses kostenlose Angebot umfasst Exkursionen mit Expertinnen und Experten, Pflegeeinsätze unter fachlicher Anleitung oder Unterstützung bei der Entwicklung und Einreichung von Naturschutzprojekten. Gemeinden stellen im Gegenzug Räumlichkeiten, Präsentationstechnik, Verpflegung oder Arbeitszeit zur Verfügung – je nach Art des Bausteins.
Finanzielle Unterstützung für Gemeinden und Bewirtschaftung
Zur naturschutzgerechten Bewirtschaftung von Schutzgebieten gibt es für Gemeinden, Landwirtinnen und Landwirte verschiedene Fördermöglichkeiten. Über die ÖPUL-Naturschutzförderung können landwirtschaftliche Betriebe unterstützt werden, die wertvolle Flächen extensiv nutzen und damit zum Erhalt der Biodiversität beitragen. Zusätzliche Projektfinanzierungen ergeben sich z. B. aus dem Landschaftsfonds und Kofinanzierungen im Rahmen von EU-Programmen wie LEADER oder Ländliche Entwicklung. Diese Förderungen tragen dazu bei, Schutzgebiete langfristig zu sichern und eine nachhaltige Nutzung im Einklang mit dem Naturschutz zu ermöglichen.
Schutzgebiete in Niederösterreich – Vielfalt und Bedeutung
In Niederösterreich gibt es eine beeindruckende Vielfalt an Schutzgebieten, die einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Natur und unserer Lebensgrundlagen leisten. Dazu zählen 36 Europaschutzgebiete (Natura 2000), rund 70 Naturschutzgebiete, zwei Nationalparks, ein Wildnisgebiet, ein Biosphärenpark sowie etwa 1.300 Naturdenkmäler.
Die Ausweisung von Schutzgebieten erfolgt nach klaren rechtlichen Vorgaben:
- Naturschutzgebiete werden von der Naturschutzabteilung des Landes festgelegt,
- Naturdenkmäler durch die Bezirksverwaltung per Bescheid bestimmt.
- Nationalparks entstehen durch Verträge zwischen Bund und Bundesländern, wie etwa der Nationalpark Thayatal (Bund und Land Niederösterreich) oder der Nationalpark Donauauen (Bund, Niederösterreich und Wien), und erhalten eine internationale Anerkennung durch die internationale Naturschutzbehörde IUCN.
- Auch Wildnisgebiete beruhen auf Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern und werden von der IUCN anerkannt.
- Der Biosphärenpark erhält seine internationale Prädikatisierung durch die UNESCO.
- Naturparke sind Schutzgebiete, die vor allem für Naturerlebnis, Bildung, Regionalentwicklung und Erholung stehen.
Diese Schutzgebiete sind entscheidend für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Sie bieten seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Lebensräume, dienen als Trittsteine und Wanderkorridore für Wildtiere und schaffen Rückzugsräume in einer stark vom Menschen geprägten Landschaft. Gleichzeitig ermöglichen sie Menschen, die Schönheit der Natur zu erleben und Erholung zu finden, wie etwa in den 20 Naturparken Niederösterreichs.
In Niederösterreich sichern zahlreiche Schutzgebiete den Erhalt seltener Arten und wertvoller Lebensräume. Die fachliche Betreuung erfolgt im Auftrag der Naturschutzabteilung des Landes NÖ durch regionale Schutzgebietsbetreuerinnen und -betreuer, koordiniert von der Energie- und Umweltagentur NÖ.
Die Koordinationsstelle wird mit Mitteln des Landes Niederösterreich und der Europäischen Union finanziert.